Freitag, 10. Juni 2011

Tag 10: Windstärke Sieben

nach Bremen zur Deutschland:


Gute Wetterprognosen für die erste Tageshälfte, also früher/rascher Aufbruch vom Campingplatz. Opulentes Frühstück in Stolzenau, und los in Richtung Norden. Anfangs kaum eine Möglichkeit, auf Reisegeschwindigkeit zu kommen, Rumpelstrecken, rechtwinklige Wegführung um jedes Feld im einzelnen, Kopfsteinpflaster innerorts, es reicht: Ab auf die Landstrasse, bald schon tut sich ein guter Radweg am Rande auf, und mit zunehmendem Rückenwind beginnt die Landschaft endlich in einem akzeptablen Maß vorbeizuziehen.

Ab Nienburg liegt dann exakter Rückenwind an, die Stärke etabliert sich bei 4 bis 5 Windstärken, der Schnitt auf offener, verkehrsfreier Landstrasse bei dementsprechenden 36 km/h. Das akzeptable Maß ist einem vergnüglichen, um nicht zu sagen euphorischen gewichen... 
In diesem Sinne, so die Streckenbeschaffenheit es zulässt, bis Blender. Mittendrin: Pizzeria, geöffnet, zufrieden wirkende Gäste, schattenspendende Sonnenschirme, nix wie rechts ran: Lasagne für die Kohlehydratspeicher, Alster, wie man den Radler ab hier zu nennen pflegt, für den Elektrolythaushalt. Beides gute Investitionen ins Vorankommen, wie sich noch zeigen wird. Winddrehung auf West, erste Verdunkelung von ebendort. Auf jedem Wegweiser, dem ich zum nächsten Ort, Thedinghausen, folge, erhöht sich die Kilometerangabe. Hm, so stark ist der Gegenwind nun auch wieder nicht. Noch nicht. Nach einigem kreuz und quer ist T-hausen dann doch erreicht, die eingezeichnete Fahrradwerkstatt schnell gefunden, die Kette rasch geölt, und der Reifendruck wieder auf siebeneinhalb gestellt. Gnade vor dem nächsten Kopfsteinpflaster. So, der Himmel nachgedunkelt, am intensivsten ganz knapp über Grund. Regenwolken sehen anders aus. Und in der Tat, was jetzt mit leibhaftig gefühlten sieben Windstärken auf mich zurast (Zehn Windstärken sollen es in Bremerhaven gewesen sein, so die Wetterwerte der dortigen Station), und die Sichtweite auf wenige hundert Meter zurückgehen lässt, entpuppt sich als ausgewachsener Sandsturm.

mitten im Sandsturm

Nach dem ersten Schub weiter bis Dreye, abwettern in einem Cafe. Ein offenbar beeindrucktes Ehepaar spricht freundlicherweise eine Einladung aus, das ebenso freundlicher werdende Wetter lässt mich aber doch für die nur mehr kurze Weiterfahrt nach Bremen entscheiden. Kurzer Check der Nächtigungsmöglichkeiten im „Bett&Bike“-Verzeichnis, die einzig passende weil stilechte Unterkunft in Vegesack, etwas westlich von Bremen, reserviert. Kurze Stadtbesichtigung, sehenswert allenthalben, am linken Ufer weiter, gegen nach wie vor 5 Windstärken von voraus, bis Lemwerder. Fähre nach Vegesack, beziehen der Kajüte am Segelschulschiff Deutschland, einem erstklassig renovierten Dreimaster. 


Bremen

Bremen

Industriegebiete westlich von Bremen

Flügel für Windräder, Versandabteilung

 in der Kajüte, die dunklen Augenringe sind (auch) aus Sand, der sich beim Sturm am Brillenrand angesammelt hat

an Deck der Deutschland

Abendstimmung, die Fähre nach Lemwerder im Hintergrund

stilvoller Tagesausklang

Ausgiebige Besichtung der schwimmenden Unterkunft, Respekt vor den Seeleuten, die so ein Schiff bei schwerer See, Wind und Wetter über die Meere bewegen können. Gemeinsam mit zwei weiteren Gästen noch den Seemannsgeschichten -oder Seemannsgarn- der Deckswache gelauscht, passende Einstimmung auf die Nacht am Wasser...

Zehnte Etappe: Stolzenau - Bremen, 126 km.

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