Freitag, 10. Juni 2011

Tag 14: Elbe und retour

Letzter Tag der Reise. Am späteren Nachmittag sollte es von Hamburg aus Richtung Heimat gehen, also noch eine nette Etappe der Elbe aufwärts. Traumtag, warm, wolkenlos. Gerade so, als hätte man sich das Wetter der vergangenen zwei Tage nur eingebildet... Angenehmes Frühstück im Wintergarten der Gastgeber, mit weiteren Sportskollegen ist man schnell im Gespräch. Kurz noch Shopping, zwei Rollen Frischhaltefolie, ein dickes braunes Klebeband, die Müsliriegel reichen noch für heute. Rascher Aufbruch, die beiden Sperrwerke auf der Strecke sind nur zur vollen Stunde passierbar, und ein paar Kilometer sinds dann doch dorthin. Kurs Südost, der Wind kommt erstmalig in dieser Gegend aus... richtig geraten! Aber erstens nicht allzu stark, und angesichts des Sonnenscheins wäre es schon mehr als vermessen, sich über irgendwas zu beschweren. Kurze Irrfahrt, kaum zu glauben, dass man sich selbst am Deich entlang verfahren kann, wenn man mal einem Wegweiser folgt. Wenigstens schnell am Deich zurück, ist ja nicht zu übersehen, und gleich auf den Innendeich gewechselt, direkt die Elbe im Blick, der Plattenbelag ist hier ganz gut gelungen, also Reisegeschwindigkeit.
Schafherden an der Elbe, mit Sonnenschein sieht die Gegend schon wesentlich freundlicher aus

Elbe, zwischen Glückstadt und Hamburg
Weiter auf Hamburg zu, inzwischen wieder auf Asphalt am Aussendeich, kurz eine gröbere Querrinne übersehen, und schon pfeifen alle sieben bar aus dem Hinterrad. Na super, das (Patschen No.2) ist jetzt unbedingt notwendig. Hilft nix, Reifen runter, nein, ganzes Hinterrad runter, will mich eigentlich nicht länger als nötig aufhalten, also neuer Schlauch anstatt den alten flicken. Dacht ich mir, und stelle beim Versuch, den neuen aufzupumpen, mehr staunend als wütend fest, dass der Ventilschaft zu kurz für die Felge geraten ist, und somit für die Würste ist. Also alles nochmal runter, doch den alten Schlauch geflickt, und inzwischen routiniert, die Teile wieder zusammengefügt. Immerhin, Reparatur erfolgreich, Weiterfahrt. Zeitverlust erheblich, nicht ganz aus der Planung, aber die Reserve wäre schon mal aufgebraucht.
David und Goliath

Dimensionen
Pflichtstop bei der "Schiffsbegrüssungsanlage", hier werden die grossen Pötte, die an dieser Stelle besonders nah vorbeiziehen, mit Hymne und offizieller Begrüssung in Landessprache willkommen geheissen. Gelegenheit auch für ein letztes Matjesbrötchen. Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, erste Touristen, die zunehmend bevölkerten Wege lassen keinen Zweifel, dass die Stadt beginnt. Weiter immer der Elbe entlang, am andern Ufer das Airbus-Werk, ein landender Beluga sorgt für reichlich Spektakel. Mit abnehmender Wegqualität, zum Fischmarkt hin natürlich Kopfsteinpflaster, geht es langsam Richtung Zentrum. Ein Rennradler schliesst auf, kommt seitlich nebenan, und schon sind die nächsten Kilometer mit angenehmer Konversation bereichert. Plus wertvoller Info, wo im weiteren am besten Richtung Airport abzubiegen wäre.
Hamburg Beach

Wahrzeichen des Hamburger Hafens

Vierzehnte Etappe: Glückstadt - Hamburg Airport, 78 km

Tag 13: Elbe und Nord-Ostsee-Kanal

Grau in Grau

und zwar im wesentlichen ohne irgendwelche helleren Nuancen der Farbskala. So präsentiert sich der Himmel des heutigen Tages, ohne allzu viel Hoffnung auf Besserung. Trocken zwar, aber mässig reizvoll ob der Farbgebung die Fahrt zur Fähre nach Glückstadt. Nicht weniger als eine halbe Stunde dauert die Fahrt über die zwei, drei Kilometer breite Elbe. Mit Schleswig-Holstein ist nun das nördlichste Bundesland erreicht. Kurze Fahrt ins Zentrum von Glückstadt, Matjesbrötchen und Müsliriegel gebunkert, allfällige Bahntransfers für den morgigen Rückreisetag sondiert. 
Kurs Nordwest, Richtung Brunsbüttel am Beginn des Nord-Ostsee-Kanals, der Himmel zeigt sich weiterhin in bedrohlichem Dunkelgrau, so dass man vorausschauenderweise, am Deich entlang natürlich vergeblich, die Möglichkeiten nahen Unterstands sondierte...
Dann, nach Passieren des Stör-Sperrwerks, direkt vor dem nächsten Schafgatter, der erste Sturz: Klassisch im Stand, mit (einem) eingerasteten Clickpedal. Geplant war, mit abnehmender Fahrt und damit Seitenwindkomponente auf den luvseitigen Fuss zu kippen, doch im letzten Moment eine überraschende Seitenwindbö, die die Fuhre unerwartet nach Lee fallen liess. Gekentert also, schlichtwegs. Dank witterungsadäquater Kleidungsschichten keine Blessuren. Weiter, teils vor, teils hinter dem Deich, an den AKW`s Brokdorf und Brunsbüttel vorbei, bis zum Beginn des Nord-Ostsee-Kanals. Beeindruckende 4 Schleusen nebeneinander, in eine der beiden grösseren Kammern passten gleich zwei ganz ordentliche Containerschiffe nebst einem kleineren Frachter und ein paar Schleppern dazu...

Wind und Wetter

Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel, mit Eisbrecher, älteres Modell

Dimensionen

reger Verkehr
Elbe, Überfahrt nach Glückstadt

Deichschafe

Deich an der Elbe

Richtung Nord-Ostsee-Kanal

Besichtigung, wärmender Kaffee, Beschluss, angesichts der tristen Witterung vom Plan, dem NOK weiter an die Ostsee zu folgen, abzurücken, und stattdessen zurück nach Glückstadt zu fahren, um am letzten Tag dann  der Elbe entlang direkt Hamburg anzusteuern.
Glückstadt, Ferienwohnung am Ortsrand, erstklassige Bleibe.

Dreizehnte Etappe: Neuhaus - Brunsbüttel - Glückstadt, 87 km.

Tag 12: die Küste

Volle Fahrt voraus...

Und es gibt sie doch: Gerechtigkeit. Geben und Nehmen, Rücken- und eben auch Gegenwind. Heute also der Wind auf meiner Seite. Süd, längliche Schaumkronen am Wasser, lehrbuchmässige fünf Windstärken. Direkt von achtern...
Die ersten Meilen mitten durch den Industriehafen, direkt entlang des weltweit grössten  Containerterminals. Beeindruckend, siehe Fotos. Mit der Mette Maersk ein Containerschiff der 372-Meter Klasse zu Gast. Schade, dass der Besucher nicht näher herankommt. Immerhin, die dutzenden hochbeinigen Fahrzeuge, mit bis zu vier Containern übereinandergeladen zum Schiff unterwegs, geben eine Vorstellung davon, in welchen Dimensionen hier gespielt wird.


vor den Vorhang

als wären es einfach nur Legosteine

Schlagartig endet die Zivilisation, und die Reise entlang der endlos scheinenden Küste beginnt. Nur von den ostentativ wiederkehrenden Schafgattern unterbrochen, geht es mit voller Fahrt voraus.
Leuchtturm Dorum-Neufeld, kurze Besichtigung, das Meer zieht sich zurück, die Surfer jagen durch die wellenfreien Priele der Hafeneinfahrt. Bei Berensch kurz ins bewaldete Landesinnere, vor Sahlenburg zurück an die Küste und auf Schotterstrecke durch Heideland nach Cuxhaven. Viele Touristen, ohne die zunehmend dunklen Wolken am Himmel könnten Assoziationen zu adriatischen Feriendestinationen aufkommen.
Rast an der Kugelbake, nordwestlichster Punkt der Reise, bemerkenswertes Bild der Fussgänger weit draussen am Watt, mit den Containerschiffen dahinter, die der Elbe zustreben.
Flucht vor aufkommendem Regen Richtung Innenstadt, leckere Pasta zur Belohnung. Der Niederschlag hört heute zur Abwechslung heute nicht ganz auf, bei mehr oder weniger starkem Nieseln versuche ich noch möglichst weit elbaufwärts Richtung Wischhafen zu kommen, um morgen strategisch bald nach Glückstadt übersetzen zu können.


alter Leuchtturm in Dorum-Neufeld

endlose Weite der Küste

Kurs Hamburg


Auf Neuhaus an der Oste zu, etliche Umwege, Irrfahrten, gesperrte Deichwege später, beginnt sich der Regen zu intensivieren, so dass mal wieder Zimmersuche angesagt ist. Erstes Haus am Platz, auch einziges, Retrocharme der beginnenden Moderne, passend durchaus im Kontext zur aufgelassenen Tankstelle am Gelände. Dennoch, souveräner, zuvorkommender Empfang, das letzte freie Zimmer ist hiermit belegt.

Zwölfte Etappe: Bremerhaven - Cuxhaven - Neustadt an der Oste, 86 km


Tag 11: Bonusmeilen zur See

Geruhsame Nacht an Bord, sanft vom Plätschern der Wellen geweckt, die Flut hat uns über Nacht mal eben um drei Meter gehoben... Landgang zum Frühstück in der Hafenmeile. Gleich noch mal aufs Wasser, mit der Fähre rüber aufs linke Ufer der nun schon einigermassen breiten Weser. Wetter etwas durchwachsen, steifer Nordwest, aber trocken soweit, landseitig am Deich entlang eher ereignisarm nordwärts. Bei Elsfleth erste kurze Regenschauer, dann gleich wieder ebenso kurze Auflockerungen, so wie man es von Schottland kennt in etwa. Vor Brake verdunkeln sich die Wolken solcherart, dass rasche Herbergsuche geraten scheint. Zum Glück taucht einmal mehr just im passenden Moment eine ansprechende Lokalität am Wegesrand auf, mit unübertrefflichem Blick auf Harriersand vis-a-vis.
Restaurant gehobene Kategorie, Verfasser einziger Gast, Krabbensuppe und Kabeljau vom Feinsten. Mit dem Personal reichlich Gelegenheit zu angenehmer Konversation, während draussen die Elemente das Bühnenbild geben. 




Begegnung auf der Weser

Weser bei Brake

Blick auf die Weserinsel Harriersand

Speisen mit Aussicht

Einmal mehr tiefe Position am Rennlenker, hart am Wind, der Himmel immerhin etwas heiterer. In Nordenham schwerer Navigationsfehler, ich folge kurz einem Wegweiser Richtung nächstem Ziel, der Fähre in Blexen. Ab hier, einmal mehr auch in diesem Fall, werden die Kilometer mit jedem Wegweiser mehr anstatt weniger. Aus anfangs zehn sind letztlich sicher zwanzig geworden, vorsichtig geschätzt. Anyway, letztlich stehe auch ich auf der Fähre, die Sonne beleuchtet stimmungsvoll die Skyline Bremerhavens vor dem hier offenbar üblichen dunklen Gewölk. Und backbords: die See.

vorne Bremerhaven, und links die See

rauhe See

nur mehr Wasser am Horizont

Abendstimmung in Bremerhaven

Bremerhaven

Elfte Etappe: Vegesack/Bremen - Bremerhaven, 64 km

Tag 10: Windstärke Sieben

nach Bremen zur Deutschland:


Gute Wetterprognosen für die erste Tageshälfte, also früher/rascher Aufbruch vom Campingplatz. Opulentes Frühstück in Stolzenau, und los in Richtung Norden. Anfangs kaum eine Möglichkeit, auf Reisegeschwindigkeit zu kommen, Rumpelstrecken, rechtwinklige Wegführung um jedes Feld im einzelnen, Kopfsteinpflaster innerorts, es reicht: Ab auf die Landstrasse, bald schon tut sich ein guter Radweg am Rande auf, und mit zunehmendem Rückenwind beginnt die Landschaft endlich in einem akzeptablen Maß vorbeizuziehen.

Ab Nienburg liegt dann exakter Rückenwind an, die Stärke etabliert sich bei 4 bis 5 Windstärken, der Schnitt auf offener, verkehrsfreier Landstrasse bei dementsprechenden 36 km/h. Das akzeptable Maß ist einem vergnüglichen, um nicht zu sagen euphorischen gewichen... 
In diesem Sinne, so die Streckenbeschaffenheit es zulässt, bis Blender. Mittendrin: Pizzeria, geöffnet, zufrieden wirkende Gäste, schattenspendende Sonnenschirme, nix wie rechts ran: Lasagne für die Kohlehydratspeicher, Alster, wie man den Radler ab hier zu nennen pflegt, für den Elektrolythaushalt. Beides gute Investitionen ins Vorankommen, wie sich noch zeigen wird. Winddrehung auf West, erste Verdunkelung von ebendort. Auf jedem Wegweiser, dem ich zum nächsten Ort, Thedinghausen, folge, erhöht sich die Kilometerangabe. Hm, so stark ist der Gegenwind nun auch wieder nicht. Noch nicht. Nach einigem kreuz und quer ist T-hausen dann doch erreicht, die eingezeichnete Fahrradwerkstatt schnell gefunden, die Kette rasch geölt, und der Reifendruck wieder auf siebeneinhalb gestellt. Gnade vor dem nächsten Kopfsteinpflaster. So, der Himmel nachgedunkelt, am intensivsten ganz knapp über Grund. Regenwolken sehen anders aus. Und in der Tat, was jetzt mit leibhaftig gefühlten sieben Windstärken auf mich zurast (Zehn Windstärken sollen es in Bremerhaven gewesen sein, so die Wetterwerte der dortigen Station), und die Sichtweite auf wenige hundert Meter zurückgehen lässt, entpuppt sich als ausgewachsener Sandsturm.

mitten im Sandsturm

Nach dem ersten Schub weiter bis Dreye, abwettern in einem Cafe. Ein offenbar beeindrucktes Ehepaar spricht freundlicherweise eine Einladung aus, das ebenso freundlicher werdende Wetter lässt mich aber doch für die nur mehr kurze Weiterfahrt nach Bremen entscheiden. Kurzer Check der Nächtigungsmöglichkeiten im „Bett&Bike“-Verzeichnis, die einzig passende weil stilechte Unterkunft in Vegesack, etwas westlich von Bremen, reserviert. Kurze Stadtbesichtigung, sehenswert allenthalben, am linken Ufer weiter, gegen nach wie vor 5 Windstärken von voraus, bis Lemwerder. Fähre nach Vegesack, beziehen der Kajüte am Segelschulschiff Deutschland, einem erstklassig renovierten Dreimaster. 


Bremen

Bremen

Industriegebiete westlich von Bremen

Flügel für Windräder, Versandabteilung

 in der Kajüte, die dunklen Augenringe sind (auch) aus Sand, der sich beim Sturm am Brillenrand angesammelt hat

an Deck der Deutschland

Abendstimmung, die Fähre nach Lemwerder im Hintergrund

stilvoller Tagesausklang

Ausgiebige Besichtung der schwimmenden Unterkunft, Respekt vor den Seeleuten, die so ein Schiff bei schwerer See, Wind und Wetter über die Meere bewegen können. Gemeinsam mit zwei weiteren Gästen noch den Seemannsgeschichten -oder Seemannsgarn- der Deckswache gelauscht, passende Einstimmung auf die Nacht am Wasser...

Zehnte Etappe: Stolzenau - Bremen, 126 km.

Tag 9: von Schiffen die über Brücken fahren...

Als einziger Gast des Hauses wurde ich zum Frühstück ins Wohnzimmer der Gastgeber geladen, einem freundlichen und bemühten Ehepaar in den Achzigern, die dem fortgeschrittenen Alter zum Trotz souverän ihre Privatpension führen. Reichhaltiges Frühstück, Ambiente: Zeitreise.
Herrlicher Morgen, das Weserbergland gilt zu Recht als einer der schönsten Abschnitte entlang der Weser. Immer wieder stecke ich im Zwist mit mir selbst, schon wieder Fotostop, oder doch einfach weiterfahren im Rythmus beständigen vorwärtsgleitens... Nicht nur einmal bin ich auf der Überholspur an anderen Radlern vorbeigezogen, während diese sich beim nächsten Fotohalt ihrerseits die Führung zurückgeholt haben. Nicht selten in Mehrfachwiederholung, was uns lehrt, dass die Schnittgeschwindigkeit letztlich aufs gleiche rauskommt, ungeachtet einem sonst doch flotteren Tempo. Dennoch, was wäre der tollste 27er Schnitt ohne die Bilder, die hier zu sehen sind...


Dorf an der Weser, in Richtung Bodenwerder

Schloss Hehlen

AKW Grohnde

Fragment einer Brücke, Hameln
Mit der Nordwestausrichtung der Weser, die sich mit dem Verlassen des Berglands etabliert, kommt auch der Wind wieder einmal von vorn. Etwas mühsam diesmal, da die Strecke bis Rinteln eher zu den eintönigeren gehört. Willkommene Abwechslung die folgende Abkürzung, anstelle der weiten Weserschleife um die Porta Westfalica geht es 18 km kürzer über die letzte, und vor dem völligen Flachland auch letztmögliche, Hügelkette Richtung Minden. Moderate Steigung, Hitze, hundert Höhenmeter immerhin, danach denn auch der letzte Downhill dieser Tour.
Mit Minden nähert man sich seit langem wieder einmal einer richtigen Stadt, also kilometerlanger Vorstadtflair, Gewerbe-Baumarkt-Tankstellengürtel, Verkehrsgetümmel rund um den -immerhin- Radweg. Nix wie weg, das nächste Highlight schon in Sicht. Hat auch mit Verkehr zu tun, aber wesentlich entschleunigtem: Das Wasserstrassenkreuz Minden, wo sich Weser und Mittellandkanal kreuzen, und die Schiffe hoch über den Fluss drüber tuckern.
Brücke der anderen Art, hier fahren Schiffe oben auf der Brücke, und nicht wie sonst halt immer  unten durch

Schachtschleuse von der Weser hinauf zum Mittellandkanal

Flachland nördlich der Porta Westfalica, ab hier wird mit Backstein gebaut

die Weser wird weiter und ruhiger

historisches Scheunenviertel bei Müsleringen

Abend am Campingplatz Stolzenau
Ab hier ändert sich die Szenerie. Im Flachland angekommen. Der Fluss wird breiter, das Land daneben weit, und die Häuser aus Backstein gebaut. Schöne Weiterfahrt bis Stolzenau, ruhiger netter Campingplatz direkt an der Weser. Der Chef, der später zur Erledigung der Formalitäten vorbeikommt, erzählt, dass ein, zwei Wochen später schon alles ausgebucht sei. Gutes Timing.
Neunte Etappe: Reileifzen - Stolzenau, 121 km.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Tag 8: der letzte Fluss

...bis zur Mündung in die Nordsee. Der letzte von einer ganzen Reihe von Gewässern. Inn, Main, Isar, Salzach, Donau, die diversen Kanäle, Altmühl, Alz, Pegnitz, die Werra, und nun eben die Weser. Nur mehr 400 km zum Meer! Bis Mittag etwa werden 2/3 der Strecke geschafft sein.

Camping an der Werra

Hannoversch-Münden, frühstücken, shoppen, Cornys bunkern für die Weiterreise
Frühstück in Hann-Münden, frequentierte Bäckerei am Hauptplatz, seit der Migration des Cappuccinos kann man auch inmitten Deutschlands bedenkenlos Kaffee trinken. Dazu leckerer Streuselkuchen, es gibt Nachschlag, Cappuccino eingeschlossen. Die anderen Gäste scheinen jeden Morgen (und wohl auch länger) hier zu verbringen, für mich wird nächstes Frühstück gut 100 Kilometer nördlicher sein, wo auch immer dann genau, so wie das vorige 120 km südlich von hier war. Schon erstaunlich auch, welchen Radius dieses minimalistische Verkehrsmittel, gerade mal 10 kg leicht, frei jeden Motors, so erlaubt...

Tiefe Wolken ziehen auf, heftiger Gegenwind von links voraus. Mit der nächstbesten Fähre ans andere Ufer, um die windgeschütztere Seite zu nutzen

Weser im Grünen

Weser mit altem Gemäuer im Hintergrund, der Gegenwind bleibt, die Wolken machen schon wieder der Sonne Platz

Bad Karlshafen, hier mit dem alten Hafenbecken, Mittagspause

Eisenbahnbrücke über Weser und Radweg

Spätnachmittagslicht, bei Höxter

Landschaft, zwischen Höxter und Holzminden

Weseridyll

heutiges Etappenziel, Reileifzen im Weserbergland

Starker Gegenwind kommt auf, die Wolken ziehen tief über die Kuppen der Hügel. Tiefe Position am Rennlenker, und mit ganz passabler Fahrt gegen den Nordwest. Dennoch, die erste Fähre wird zum Seitenwechsel genutzt, die Hänge der linken Talseite versprechen etwas Windschatten. Tatsächlich wird es etwas ruhiger, auf sehr gutem Radweg geht es zügig bis Bad Karlshafen. Mittagessen am alten Hafenbecken, hier scheinen die Schiffe geschützt vor Hochwassern Station gemacht zu haben. Das Wetter hat sich inzwischen beruhigt, es ist kühler geworden, die klare Luft lässt die zunehmend schönere Gegend im besten Licht erscheinen. Auch der Wind dreht immer mehr Richtung Südwest, je nachdem, welchen Kurs die Weser in ihren weiten Schleifen nimmt, darf man sich zunehmend einer gewissen Rückenwindkomponente erfreuen.
Um Holzminden wird langsam mit der Zimmersuche begonnen, kühle Luft und dünner Schlafsack haben sich nicht unbedingt als die allerbeste Kombination für wohligen Schlaf erwiesen. Am andern Ufer naht der nächste nennenswerte Ort, Schilder am Wegrand weisen auf Unterkünfte hin, an der Rampe zur Fähre steht schon ein Wagen, die Insassen bewundern den nahenden Sonnenuntergang. Der Sinn für Romantik schien mir selbst aber offenbar nicht ganz so ins Gesicht geschrieben, der Fähre wegen bräuchte ich heute nämlich nicht mehr hier zu warten, klärte man mich auf. Klar, ab 19, teils sogar schon 18 Uhr ist das Land hier wieder geteilt, wenn bei Fährmanns Feierabend ist. Es gäbe aber auch an diesem Ufer Zivilisation, und spätestens im übernächsten Ort auch Zimmer. Was sich dann in Reileifzen, einem kleinen Dorf etwas oberhalb der Weser, auch problemlos als richtig erwies.
Achte Etappe: Laubach - Reileifzen/Weser, 110 km